Freitag, 23. Oktober 2015

... * ... Goodbye ... * ...

Vor zwei Jahren kamen wir ins Hospiz,
ich weiß noch wie besorgt die Schwester aussah die auf mich zukam, sie sagte es wird gleich jemand kommen, du würdest grad versorgt werden.
ich weiß noch das ein jüngeres Mädel und eine Schwester bei dir waren und die Schwester dann zu mir kam und sagte "sie hat es bald geschafft".
ich weiß noch wie du im bett lagst, und ich wusste, das wars, unsere zeit ist nun um, alles hoffen das es doch noch ein wunder für uns gab war nun rum, die gewissheit war nun da, ganz klar.
ich weiß noch wie stefan mit roya auf dem arm dir tschüss gesagt haben, du roya angelächelt hast.
ich weiß noch wie ich mir nicht sicher war ob ich gehen kann, ob ich es will, ob du es will, ob wir uns lebend wieder sehen würden.
ich weiß noch wie ich mit dem Pfleger sprach, ob ich besser gehen sollte, oder bleiben, was sein Gefühl sage, und er meinte "die meisten Menschen können nicht sterben wenn ihre engsten Angehörigen anwesend sind".
ich weiß noch wie ich stundenlang bei dir verharrte, wie dein atem rasselte, "das Geräusch des Todes" wie es mir zugetragen wurde.
ich weiß noch wie stefan und ich überlegten ob wir dir sagen sollen das ich schwanger bin, obwohl wir es nicht wussten.
ich weiß noch wie ich dir dann sagte "ich würde dir so gerne sagen das ich schwanger bin, aber ich weiß es nicht. ich weiß es einfach nicht"
ich weiß noch wie du dich ein kleines bisschen zu mir gedreht hattest, und mir dann sagtest "du bist schwanger, ich weiß es. ein bu"
ich weiß noch wie ich mich dann verabschiedete, mir einem rasenden, wütenden gefühlschaos in mir. ich sagte zu dir das ich roya in den kindergarten bringe am nächsten tag und dann wieder bei dir bin.
ich weiß noch wie ich harald tschüß sagte, ute bei dir blieb - unmöglich hätte ich dich allein lassen können, papa fuhr mich heim. es war nach mitternacht.
ich weiß noch wie ich um ein uhr früh das letzte mal auf mein handy sah und letztenendes
weiß ich noch das um 2:04 der pfleger mich anrief um mir zu sagen "ihre Mutter ist soeben verstorben. friedlich, sie sieht ganz friedlich aus."
ich weiß noch wie papa und birgit mich dann wieder eingesammelt haben, wie wir durch die nacht gefahren sind, die waldstrecke zwischen iggelheim und speyer
ich weiß noch wie wir ins hospiz kamen, eine große laterne brannte vor deinem zimmer
ich weiß noch das ich an dein bett trat und mir dachte "oh mein gott- das ist doch nicht meine mama", deine seele war weg, das was dich ausmachte war weg- da lag nur noch ein körper der nicht mehr wollte, und konnte.
ich weiß auch noch, wie bizarr es beim bestatter war, das ich teilweise total doof gelacht hab, weil es so absurd war. nur gut das wir uns vorher darüber unterhalten hatten.
und ich weiß auch noch, wie ich zwei Tage nach deinem Tod einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand hielt. Fassungslos. Wie konnte sowas in all dem Chaos passieren? Und dann hast du es auch noch gewusst. Dafür war ich richtig dankbar.
Du fehlst hier, nach wie vor, jeden Tag.
Manchmal bin ich wütend darüber das du nicht früher oder öfters zum Arzt gegangen bist, manchmal denke ich, was eine abstruse ironie das doch ist das du den suff überlebt hast, um dann an krebs zu sterben.
Manchmal bin ich wütend darüber das du Roya nicht siehst, Miko nie sehen wirst. Und mich verlassen hast. So viel hätten wir noch aufzuarbeiten gehabt, so wenig zeit war uns vergönnt.
Wenn ich Bilder von dir sehe, vor allem mit langen Haaren ist das, wie in einem anderen Leben, wie lang ist das schon her. Wahnsinn.

Mama,
ich vermisse dich.

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